Freitag, 12. Oktober 2012

Reisen birgt Überraschungen - Santos Populares


Reisen in Argentinien, fern von den Touristenhochburgen, birgt so einige Überraschungen! Eine Unterkunft zu finden, kann echt anstrengend sein. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man auch in grösseren Städten, mit ca. 50'000 Einwohnern, nicht unbedingt mit Übernachtungsmöglichkeiten rechnen kann. In den selben Städten gibt es jeweils auch nur eine Bank, einen Bäcker und einen Metzger. Anstehen und warten; das scheint die Argentinier nicht zu stören - sie sind keine ungeduldigen Menschen; auch wenn man am Zahltag schon mal ein paar Stunden vor dem Bankschalter warten muss. In eben diesen Städen (wohin sich in der Regel auch keine Touristen verirren!), gibt es auch keine Restaurants. Denn wer kann sich schon leisten, auswärts zu essen? Tja, so sind wir mit unserer Organisation etwas weitsichtiger geworden! Wenn immer möglich, planen wir unsere  Etappenziele im Voraus und entscheiden mit Hilfe des Internets, wo wir übernachten möchten. Die Preispolitik der Argentinier ist sehr willkürlich, zumindest was die Uebernachtungen anbelangt. Ein gutes Verhandlungsgeschick ist Gold wert!  
Generell haben wir uns das Reisen in Argentinien preiswerter vorgestellt. Unsere Budgetplanung kommt arg in die Schieflage! So weichen wir, wenn immer möglich, in günstigere Hostals aus. Die sind oft wunderschön gelegen, mit Innenhof und genügend Platz zum Spielen für die Buben, aber die Sauberkeit lässt manchmal zu wünschen übrig. Letztin haben wir bei Adrian übernachtet. Adrian hat ein wunderschönes Haus von seiner Grossmutter geerbt - ein Schmuckstück aus dem Jahr 1920. Leider kommt das Haus dem Zerfall nahe. Als erstes haben wir unsere Socken angezogen, damit die Teppichmilben nicht über unsere Zehen laufen! Würg! Am schlimmsten war der Gedanke, dass sich unter den Teppichen bestimmt der allerschönste Parkettboden befindet.
Wir schmunzeln manchmal einwenig über den Argentinier, der sich überaus gerne im Superlativ ausdrückt: 
"wir sind die weltbesten Fleischesser, wir haben den höchsten pro Kopf Verbrauch an Seife (?!), die breiteste Strasse der Welt (Avenida 9 de Julio), den grössten Gletscher der Welt (Perito Moreno), die schönsten Frauen (!), den grössten Staatsbankrott etc.!
(Anmerkung von Dani: wo sie recht haben, haben sie recht - das schönste Tor der Fussballgeschichte am 22. Juni 1986, WM-Viertelfinale Argentinien gegen England, 2:0 durch Diego Maradona)!! 
Schmunzeln müssen wir übrigens auch einwenig über die "Santos Populares". Das sind kleine Altäre, dich sich vorzugsweise am Strassenrand befinden. Sie werden regelmässig von den Argentiniern aufgesucht, sei es für ein Gebet oder eine kurze Bekreuzigung. Wenn schon das Leben nicht viel Grund zu Hoffnung gibt, dann muss man sich eben mit übernatürlichen Strömen des Heils begnügen.

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